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Obereuerheim - Geschichte - Israelitische Kultusgemeinde - Vorsteher
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Der Kultusvorstand ist das oberste Organ der Kultusgemeinde. Sein Wirkungskreis umfasst sämtliche den Bereichen Kultus, Bildung, Soziales, Sicherheit und Außenbeziehungen zugeordneten Angelegenheiten, sowie alle kaufmännischen Angelegenheiten der Kultusgemeinde. Der Kultusvorstand beschließt die wesentlichen Richtlinien, trifft Grundsatzentscheidungen, gibt die wesentlichen Ziele vor und kontrolliert deren ordnungsgemäße Umsetzung.

 Die bekannten Kultusvorstände der Kultusgemeinde Obereuerheim:
1840Samuel Löb Sittenheim
1849Hirsch Neuburger
1869Kusel Heinemann
1869Veitel Kaufmann
1875D. Kaufmann
1879 - 1882Isaak Kaufmann
1884 - David Kaufmann
1887 - 1895Maier Kaufmann
1893 - 1904Isak Kaufmann
1899 - 1905Moses Neuburger
Samuel Löb Sittenheim (1840)
 
Im Protokoll über „Liquidation des Besitzstandes und der Dominicalien zugleich Grundsteuer Kataster, Abgehalten Schweinfurt den 25ten Mai 1840“ ist festgehalten, dass für die israelitische Gemeinde Obereuerheim deren Vorstand Samuel Loeb Sittenheim die Angaben für die Hausnummern 10 und 11 gemacht hat.J142

Hirsch Neuburger (1849)
 
Hirsch Neuburger wurde 1799 geboren. Er heiratete im Jahre 1832 Malka, geborene Kaufmann, aus Obereuerheim. Mit ihr hatte er vier Kinder: Leo, geboren am 12. November 1832; Koppel, geboren am 21. März 1834; eine Totgeburt am 19. Dezember 1836 und Moses, geboren am 8. November 1839. Die Geburten fanden alle in Obereuerheim in der Hausnummer 40 statt. Er wird in den Matrikeln als Ökonom, Landwirt, Bauer und später als Handelsmann erwähnt.J125
 
Als Bauer ist er auch im Kataster der im Orte befindlichen Hunde aufgeführt. Hier taucht er erstmals 1850 auf mit seinem grauen Pintscher namens Polux, welcher zu diesem Zeitpunkt 1 Jahr alt und 1 Fuß hoch war. Dieser verstarb 1856 und wurde durch einen 1½ Jahre alten, schwarzen mit weißen Füßen und weißer Kuhle, 15 Zoll hohen Hofhund namens Pudela ersetzt, welcher jedoch 1858 verkauft wurde oder verstarb. Ihm folgte ein ¼ Jahre junger, schwarzgelber, 15 Zoll hoher Spitz namens Minet nach. Der letzte Eintrag im Kataster findet sich 1865 über vorgenannten Spitz als Hund von Bauer Hirsch Neuburger.J6
 
Im Frühjahr 1849 initiierte der jüdische bayerische Landtagsabgeordnete Dr. David Morgenstern eine Umfrage in den Rabbinaten des Königreichs. Morgenstern machte sich während der Aufbruchstimmung der Revolutionsjahre 1848 / 1849 für die Emanzipation der jüdischen Bevölkerung stark und wollte das Ausmaß diskriminierender Abgabenleistungen eruieren. Der Obereuerheimer Kultusvorsteher Hirsch Neuburger nannte die Stolgebühren als konkrete Benachteiligung: Als Ersatz für die wegen der jüdischen Einwohner geringer ausfallenden Stolgebühren des Pfarrers müssten Jüdinnen und Juden folgende Gebühren an den katholischen Seelsorger entrichten: 2 Gulden, 42 Kreuzer bei einer Trauung durch den Rabbiner, 30 Kreuzer für ein Neugeborenes, 1 Gulden, 45 Kreuzer im Todesfall eines Erwachsenen, 30 Kreuzer bei einem Kind unter zwölf Jahren. Bei einer Totgeburt wurde 1 Gulden berechnet. In den gleichen Fällen waren auch Gebühren an den christlichen Lehrer zu bezahlen: 1 Gulden bei einer Trauung, 36 Kreuzer für ein Neugeborenes, 50 Kreuzer im Todesfall eines Erwachsenen, 37½ Kreuzer bei einem Kind unter zwölf Jahren.J104 Die diskriminierenden Stolgebühren wurden erst in den 1880er-Jahren abgeschafft.(Gesamt J3)
 
Hirsch Neuburger unterstützte, wie viele andere Obereuerheimer Juden, die neu gegründete israelitische Lehrerbildungs-Anstalt in Würzburg durch Gründungsbeiträge, Zinsen und Spenden. Dies wurde im Rechenschaftsbericht der Anstalt vom November 1869 aufgeführt:J69 und J70
I.
Gründungsbeiträge und Zinsen.
 Durch Herrn Cultus-Vorstand Veitel Kaufmann in Obereuerheim von den Herren: Koppel Neuburger 10 fl, Kusel Heinemann 10 fl., Löb Sittenheim 10 fl., Sußmann Kaufmann 2 fl., Hirsch Neuburger 10 fl., zusammen 42 fl.J69

Auch für die dürftigen Glaubensbrüder an der russischen Grenze leistete er seinen Spendenbeitrag.J49
 
Am 1. Dezember 1857 kaufte sein Sohn Koppel das Anwesen mit der Hausnummer 1 von Michael Mahr um 2.136 Mark. Hirsch Neuburger und seine Frau Malka wohnten ab diesem Zeitpunkt bei ihrem Sohn.J142 In diesem Haus starb er am 21. November 1875 um zirka 9 Uhr an einem plötzlichen Herzschlag. Beerdigt wurde er auf dem jüdischen Friedhof in Kleinsteinach.J125
 
Kusel Heinemann (1869)
 
Kusel Heinemann erblickte am 14. Februar 1832 um zirka 10 Uhr als viertes Kind der Eltern Salomon und Rebekka, geborene Heidemann aus Rödelmeier bei Neustadt a/s, in Obereuerheim in der Hausnummer 24 das Licht der Welt. Er wurde in der Obereuerheimer Synagoge am 21. Februar 1832 durch Heidemann Müller aus Neustadt beschnitten.J125
 
 Von seinem Vater Salomon Heinemann kauft er am 18. März 1859 das Anwesen (Wohnhaus mit Stall, Schlachthaus mit Wohnung und Halle, Scheune, Brunnen und Hofraum, Gärten, Äcker und Wiesen) mit der Hausnummer 24 zu 1.500 Mark.J142

Am 29. August 1860 wurde der ledige Bauer, später auch Viehhändler, mit Hanna, geborene Bachmann aus Ebelsbach, durch den Distriktsrabbiner M. Lebrecht aus Niederwerrn kopuliert.J125
 
Mit ihr hatte er sechs Kinder: Liun, geboren am 26. August 1861; Kaarl, geboren am 2. August 1863; Simon, geboren am 16. August 1865; Fanni, geboren am 8. Januar 1870; Adolf, geboren am 29. Juni 1873 und Augusta, geboren am 23. September 1877.J125
 
 Wie auch viele andere Obereuerheimer Bürger hatte auch Kusel Heinemann einen Hund. 1867 war er im Besitz eines schwarzscheckigen, einjährigen Spitzes namens Blitz und im Jahr 1876 wird erwähnt, dass er einen gelben, eineinhalb Jahre alten Pinscher namens Minko sein Eigen nannte.J6
 
In „Der Israelit. Ein Central-Organ für das orthodoxe Judenthum.“ vom Mittwoch, den 10. Februar 5629 (1869) wird erwähnt, das Cultus-Vorstand K. Heinemann Spenden für „unsere dürftigen Glaubensbrüder an der russischen Grenze“ bis Ende Januar eingesandt hat. Diese stammen von den jüdischen Glaubensbrüdern aus Obereuerheim und ihm.J49 Im gleichen Jahr, in der Ausgabe vom Mittwoch, den 14. April 5629 (1869) des gleichen Blattes wird er wieder als Kultusvorstand bei einer weiteren Spendenaktion für „unsere dürftigen Glaubensbrüder an der russischen Grenze“ genannt.J50

Auch er unterstützte die israelitische Lehrerbildungs-Anstalt in Würzburg mit Gründungs-, Jahres-, momentanen Beiträgen, Spenden und Zinsen. Im November 1869 ist er hier ebenfalls neben anderen Obereuerheimer Spendern genannt.J69, J70 und J102 Ebenfalls unterstütze er die dürftigen Glaubensbrüder an der russischen GrenzeJ49 und J50 und die Unglücklichen auf der Insel ChiosJ113 durch Spendenbeiträge.
 
 Kusel Heinemann starb im September 1882 und wurde im jüdischen Gebietsfriedhof in Gerolzhofen beigesetzt.










© Foto: Sascha Vay, Unterschleichach, 2020.
Isaak Veitel Kaufmann (1869, 1879 – 1882 und 1893 – 1904)
 
Am 29. April 1838 um zirka 3:30 Uhr wurde Isaak Veitel Kaufmann als erstes Kind der Eheleute Feitel und Sara, geborene Seelig, von der Hebamme Margaretha Fuß aus Dürrfeld und Geburtsarzt Ambach aus Schweinfurt in der Hausnummer 13 zur Welt gebracht. Er wurde am 30. April 1838 durch Moses Saal aus Kleinsteinach in der Synagoge in Obereuerheim beschnitten.J125
 
Geheiratet hat er am 28. März 1865 seine Ehefrau, geborene Schloß aus Miltenberg, in Wonfurt. Getraut wurde er von Distriktsrabbiner M. Lebrecht aus Niederwerrn.J125
 
Der Bauer Isaak Veitel übernahm am 22. August 1864 von seinem Vater Veitel (Feitel) das Wohnhaus mit Stall, Äcker, Wiesen, Weinberg und Waldungen um 2.000 Mark. Im Laufe der Zeit kamen noch ein Schafstall mit Futterkammer, eine Holzhalle und ein Gärtchen dem Hause gegenüber dazu. Dieses verkaufte er am 22. Dezember 1905 an Georg Lenhart (Beruf Sattler) und Maria, geborene Klüpfel, für 4.200 Mark.J142
 
Wie viele andere Bauern auf dem Lande hatte auch Isaak einen Hund. Dieser war ein gelbbrauner Pintscher namens Minet, den er von 1871 bis 1876 sein Eigen nannte.J6
 
Aus dem „Rechenschaftsbericht über die israelitische Lehrerbildungs-Anstalt in Würzburg seit ihrem fünfjährigen Bestehen“ vom November 1869 geht hervor, dass er als Kultusvorstand Gründungsbeiträge und Zinsen, Jahres- und sonstige momentane Beiträge in Obereuerheim sammelte.J69 und J70
 
 In einer Anzeige in „Der Israelit. Ein Central-Organ für das orthodoxe Judenthum.“ vom Mittwoch, den 23. Juli 5639 (1879)J38 und vom Mittwoch, den 30. Juli 5639 (1879)J39 suchte er für die Kultusgemeinde Obereuerheim einen Religionslehrer, Vorbeter und Schächter:
Die Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle zu Obereuerheim ist vacant geworden. Dieselbe trägt p. a. 342 Mk. fix, 70 Mk. für Schul- und Besoldungsholz, 100 Mk. garantirende Emolumente für Schechitah u. freie Wohnung. Außerdem bietet ferner dem Lehrer viel freie Zeit Gelegenheit, anderweitige Nebeneinkünfte sich zu verschaffen. Allenfallsige Bewerbungen mögen an den Unterzeichneten gerichtet werden. Antritt 15. August d. J.
 Obereuerheim bei Schweinfurt, 21. Juli 1879.
Isaak Kaufmann,
2295] Vorstand.J38 und J39

Als Kultusvorstand sammelte er auch weitere Spenden, unter anderem 1879 für die abgebrannten in Utian und Pokroi (Rußland).J51 Ebenfalls im Jahre 1879 für die Armen des heiligen Landes Challah- und Almosengelder für Palästina.J52 Im Jahr 1881 spendete er als Kultusvorstand für die Notleidenden in Memel 4 Mark.J53

Bereits 3 Jahre später war er als Kultusvorstand wieder auf der Suche. In „Der Israelit. Ein Central-Organ für das orthodoxe Judenthum“ vom Mittwoch, den 31. Mai 5642 (1882) ist die Anzeige nach einem Religionslehrer, Vorbeter und Schächter veröffentlicht:
Annonce.
In hiesiger israel. Cultus-Gemeinde wird ein Religionslehrer, Vorsänger und Schächter gesucht. Gehalt mit Nebenverdienste 600 Mark nebst freier Wohnung. Bewerber wollen ihre Offerten an unterzeichneten Cultus-Vorstand einsenden.
Obereuerheim bei Schweinfurt, den 14. Mai 1882. Der Cultus-Vorstand:
1974) Isaak Kaufmann.J40

Im Laufe seiner Tätigkeit als Kultusvorstand sammelte er wieder im Jahre 1893 für die russ. Flüchtlinge in Palästina und das Hospital in Jaffa.J54 Von sich, der Kultusgemeinde Obereuerheim und aus der -Büchse für -Geld und Spenden konnte er 1898 insgesamt 21 Mark sammeln, die mit 18 Mark für das Heilige Land und 3 Mark für die Rubrik VII aufgeteilt wurden.J55

In den „Statistisches Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes“ aus den Jahren 1896J56, 1897J57, 1898J58, 1899J60, 1901J61 und 1903J62 wurde I. Kaufmann als Vorsteher der Kultusgemeinde aufgeführt:
Distriktsrabbinat Schweinfurt, 28 Gemeinden, Distriktsrabbiner Dr. S. Stein in Schweinfurt. Obereuerheim, 16 Seelen, 7 Haushalte, Vorsteher I. Kaufmann, Religionsunterricht ertheilt M. Hammelburger (Lehrer) in Haßfurt (2 Kinder).J62
 
Auch im Spenden-Verzeichnisse für alle Zweige jüdischer Wohlthätigkeit.“ vom 27. Oktober 1904 ist wieder Isaak Kaufmann als Vorstand aufgeführt, der Spenden von der Gemeinde in Höhe von 32 Mark für das Heilige Land, wovon 4 Mark für waren,
gesammelt hatte.J64
 
Isaak Kaufmann sammelte jedoch nicht nur Spenden ein, sondern spendete selbst. So zum Beispiel für die Armen des Heiligen LandesJ164, für die dürftigen Glaubensbrüder an der russischen GrenzeJ49 und J50, für die Unglücklichen auf der Insel ChiosJ113 und für die schwer bedrängten Glaubensbrüder in Rußland.J115
 
David Kaufmann (1875 und 1884)
 
David (Judel) Kaufmann wurde als fünftes Kind der Eheleute Loeb und Judel (Gidla), geborene Adelsdörfer aus Walsdorf, am 31. Mai 1827 um zirka 10 Uhr in Obereuerheim in der Hausnummer 24 geboren. Bei der Geburt war die Hebamme Barbara Nüchtern anwesend.J125
 
 Später wohnte der Bauer und Kaufmann bei seinen Eltern im Hausnummer 15 in Obereuerheim.J142

Am 1. September 1858 trat er durch Distrikts-Rabbiner M. Lebrecht aus Niederwerrn in den Stand der Ehe ein. Er heiratete in Schweinfurt Hanne, geborene Frankenberger aus Obbach.J125
 
Auch er war im Besitz eines Hundes. 1858 nannte er einen ¾ Jahre jungen, schwarzen, langhaarigen, 14 Zoll hohen Spitz namens Sambach sein Eigen. Dieser ist bis 1860 belegt. Ab 1870 wird in den Katastern ein ½ Jahre junger, grauer Pintscher namens Minet geführt. 1874 hatte er dann einen grauen Pintscher namens Mulla und 1875 einen schwarzen Pintscher namens Stolli. Diesen hatte er bis zum Ende des Katasters im Jahre 1876.J6
 
 Am 27. OktoberJ36 und 3. November 1875J37 wurde David Kaufmann als Ansprechpartner für die Gemeinde Obereuerheim genannt. Ob er zu diesem Zeitpunkt auch der Kultusvorsteher war, ist nicht sicher belegt. In diesen Anzeigen, die in „Der Israelit. Ein Central-Organ für das orthodoxe Judenthum.“ erschienen sind, suchte die Kultusgemeinde einen Religionslehrer, Vorbeter und Schochet:
In der Gemeinde Oberenerheim bei Schweinfurt ist die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schochet erledigt und soll alsbald wieder besetzt werden. Die Stelle trägt 200 fl. Fixum, 40 fl. für Schul- und Besoldungsholz, 60 fl, Nebenverdienst mit Schechita und eine geräumige, neugebaute, freie Wohnung. Bewerber hierauf wollen sich brieflich oder persönlich innerhalb 4 Wochen an Unterzeichneten wenden.
 2862] D. Kaufmann.J37
 
 Auch 1884, am 20. Oktober, suchte er im Auftrag des Kultuspfleger im Inserat der Zeitschrift „Der Israelit. Ein Central-Organ für das orthodoxe Judenthum.“ einen Religionslehrer, Vorbeter und Schächter für die Kultusgemeinde Obereuerheim:
Die Religions-Lehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle in der Gemeinde Oberauerheim bei Schweinfurt mit einer Besoldung von 400 M. und 100 M. Nebenverdienst und Wohnung ist erledigt. Bewerber wollen ihr Gesuch alsbald an die hiesige Cultusverwaltung gelangen lassen.
Für den Cultuspfleger
5145 David KaufmannJ41

David Kaufmann wurde auch immer wieder in verschiedenen Spendenberichten genannt. So zum Beispiel für Jahres- und momentane Beiträge für die israelitische Lehrerbildungs-Anstalt in Würzburg von 1869J70, für die Unglücklichen der Insel ChiosJ113 oder für die schwer bedrängten Glaubensbrüder in Rußland von 1882.J115
 
 Am 20. Dezember 1896 um zirka 20 Uhr verstarb er in ObereuerheimJ143 und wurde auf dem jüdischen Gebietsfriedhof in Gerolzhofen beigesetzt.J165






© Foto Evamaria Bräuer, Gerolzhofen.
David Kaufmann war nicht nur Kultusvorstand der jüdischen Gemeinde Obereuerheim, sondern fungierte auch als Mitglied der Gemeindeverwaltung. Dies geht aus dem Anfang des Jahres 1871 von der israelitischen Kultusgemeinde Obereuerheim bei der Gemeinde Obereuerheim zur Genehmigung eingereichten Planes zum Neubau der Synagoge hervor:
Teilausschnitt der Rückseite des eingereichten Planes für den Neubau der Synagoge 1871 / 1872 mit dem Vermerk der Gemeinde Obereuerheim und der Unterschrift von David Kaufmann. © Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, D/Ob4/1.
Von unterzeichneter Gemeindeverwaltung wird gegen vorstehenden Bauplan keine Erinnerung erhoben.
 Obereuerheim, den 16. April 1871.
 Die Gemeindeverwaltung.
 Chr. Bohnengel Bürgermeister
 Joseph Häring
 Michael Fuchs
 David Kaufmann
 Joseph Reuß
 Mäuser Beigeordneter
 Michael KöhlerJ4
 
Maier Kaufmann (1887 – 1895)
 
Maier Kaufmann erblickte am 21. Dezember 1842 um zirka 22 Uhr als zweites Kind des Ehepaares Benjamin und Jette, geborene Blümlein, Kaufmann, in der Hausnummer 32 das Licht der Welt. Er wurde am 29. Dezember des gleichen Jahres von Isaak Mohr aus Gochsheim beschnitten.J125

Auch Maier Kaufmann war im Besitz eines Hundes. 1869 und 1870 wird er als Besitzer eines jungen Pintschers namens Stelzi bzw. Spatzi genannt. 1874 und 1875 hatte er dann wieder einer Pintscher namens Lango und 1876 einen gelbfarbenen Pintscher namens Pluto.J6

Er wurde auch genannt, dass er spendete, unter anderem für die dürftigen Glaubensbrüder an der russischen Grenze 1869J49 und J50, 1881 für die Unglücklichen auf der Insel ChiosJ113, für die schwer bedrängten Glaubensbrüder in Rußland 1882J115 und 1889 für die Abgebrannten in Galizien und für das Bes Hamedrosch in WischnitzJ166.

Zwischen 1878 und 1895J144 heiratete der Viehhändler Maier die aus Wonfurt stammende Fanny, geborene Neuburger.

1887 suchte der Kultusvorstand Maier Kaufmann in der Ausgabe des „Der Israelit. Ein Central-Organ für das orthodoxe Judenthum.“ vom 5. Mai 1887 einen Religionslehrer, Vorbeter und Schächter:
Die unterzeichnete Cultusgemeinde sucht einen Religionslehrer, Vorsänger und Schächter. Gehalt mit Nebenverdiensten 600 Mk. und freie Wohnung. Bewerber wollen ihre Offerten an unterzeichneten Vorstand richten.
Maier Kaufmann,
2432) Obereuerheim bei Schweinfurt.J42
   
 Auch am 28. OktoberJ43 und am 2. November 1891J47 war er wieder auf der Suche nach einem Religionslehrer, Vorbeter und Schächter:
Die unterzeichnete Cultusgemeinde sucht ein. Religionslehrer, Vorsänger und Schächter. Gehalt mit Nebenverdienst 600 M. und freie Wohnung. Bewerber wollen ihre Offerten an unterzeichneten Vorstand richten.
6419) Maier Kaufmann,
Obereuerheim bei Schweinfurt.J47

Diese beiden Anzeigen und eine weitere am 9. November 1891J48 erschienen in „Israelit und Jeschurun. Zeitschrift zur Förderung jüd. Geistes und jüd. Lebens in Haus, Gemeinde und Schule. Central-Organ für das orthodoxe Judenthum.J43, J47 und J48

Maier Kaufmann ist im „Israelit und Jeschurun“ vom 25. Dezember 1891 genannt, wo durch ihn Zdoko- und Chalogelder von Obereuerheim in Höhe von 26.10 Mark für die Glaubensbrüder im heiligen Land gespendet wurden.J167

In den Jahren 1892J65, 1893J66, 1894J67 und 1895J68 wurde M. Kaufmann in den „Statistisches Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes“ als Vorsteher der Kultusgemeinde aufgeführt.
 
 Maier Kaufmann starb am 28. Juli 1914 und wurde auf dem jüdischen Friedhof (Teil des Schweinfurter Hauptfriedhofes) beerdigt.











© Foto: Sascha Vay, Unterschleichach, 2023.
Moses Neuburger (1899 – 1905)

Als viertes Kind der Eheleute Hirsch und Malie (Amalia, Malka), geborene Kaufmann, Neuburger wurde Moses am 8. November 1839 um zirka 14:30 Uhr in der Hausnummer 40 geboren. Bei der Geburt war Hebamme Rosina Bahsing anwesend. Beschnitten wurde er von Moses Saal aus Kleinsteinach in Obereuerheim im Haus des Beer Sittenheim am 15. November 1839.J125

Die Ehe vollzog Moses mit der Regina (Regine), geborene Löwenthal aus Bad Kissingen, am 4. Juni 1868 vor Distriktsrabbiner M. Lebrecht aus Niederwerrn.J125

Mit ihr hatte er elf Kinder: Nanni, geboren am 26. Juli 1869; Johanna, geboren am 10. September 1871; William Louis, geboren am 25. August 1872; Lina, geboren am 7. Juli 1874; Hirsch, geboren am 17. Oktober 1876; Jetta, geboren am 16. September 1878; Adolph, geboren am 13. April 1880, Simon, geboren am 2. Februar 1882; Mali, geboren am 2. Januar 1884; Hannchen, geboren am 29. April 1885 und Karl, geboren am 29. August 1889.J125 und J145
 
 Nanni Neuburger wurde in der Hausnummer 1 geboren, ebenso Johanna und William Louis. Deswegen ist davon auszugehen, dass Moses Neuburger wahrscheinlich mit der Heirat im Jahre 1868 aus dem Wohnhaus seiner Eltern auszog und in das Gebäude mit der Hausnummer 1, in dem bereits sein Bruder Koppel, der verheiratet war mit Fanni, geborene Löwenthal aus Bad Kissingen, einzog.J125

Ein Wohnhaus mit Scheune, Stallung, Kälterhaus und Holzhalle, Hofraum, Pflanzgärtchen und Brunnen, sowie Äcker und Wiesen kaufte der Viehhändler, Ökonom und Handelsmann Moses Neuburger am 20. Mai 1873 von Löb Sittenheim um 3.825 Mark. Dieses Anwesen mit der Hausnummer 37 verkaufte er am 8. November 1910
an Theodor Raab.J142
 
 Moses Neuburger fungierte auch als Geldverleiher, wie aus einem Schuld- und Hypothekenbrief vom 15. Januar 1877 hervorgeht. In diesem verleiht er Geld an das Ehepaar Scholl aus Hundelshausen zur Ablösung einer Schuld des Gastwirtes Georg Brehm aus Gerolzhofen. Notariell wurde dies vom königlichen Notar Andreas Hippler aus Gerolzhofen beurkundet:
© Brief: Sascha Vay, Unterschleichach.

No. 61
 Vom Kgl. Notar zu Gerolzhofen an den Handelsmann Herrn Moses Neuburger zu Obereuerheim
 frei

Am 15. Januar 1877
 Gesch. Reg. No. 61
Im Namen seiner Majestät des Königs von Bayern.
Vom unterfertigtem Königlichen Notar wird hiemit bestätigt, daß von ihm nachstehende Urkunde errichtet worden ist.
… 15 / I / 77. H. 50
Schuld- und Hypothekenbrief.
Heute den fünfzehnten Januar achtzehnhundertsiebenundsiebzig erschienen vor mir, Andreas Hippler, königlich baijerschem Notar zu Gerolzhofen auf meinem Amtszimmer die mir nach Namen, Stand und Wohnort bekannten:
a., Scholl Nikolaus, …, Hausnummer 10 zu Hundelshausen, hiesigen Gerichts und dessen … Ehefrau Barbara, geboren Heinrich,
b., Neuburger Moses, Handelsmann von Obereuerheim, Gerichts Schweinfurt,
c., Johann Weigand, … von Alitzheim, hiesigen Gerichts, nach vorgezeigter Urschrift des Notars Kraus von Brückenau vom 27. März 1876 Nummer 266 von Ludwig Weigand, Gefertigt daselbst, …des Gastwirths Georg Brehm von Gerolzhofen, … und speziell zum Geldempfang, zu Quittierung und Hypotheklöschung bevollmächtigt,
und ersuchten um folgend Beurkundung:

© Brief: Sascha Vay, Unterschleichach.
Dieser Brief besteht aus insgesamt fünf Seiten und wird hier nur auszugsweise abgedruckt.
  
Wie auch seine Vorgänger wird er als Kultusvorstand in verschiedenen Spendenverzeichnissen genannt. So zum Beispiel im Jahre 1899 in „Der Israelit. Ein Central-Organ für das orthodoxe Judenthum.“ Hier wird eine Spende von 21 Mark vom Chalogeld erwähnt.J72

Er selbst wird auch als Spender für die dürftigen Glaubensbrüder an der russischen Grenze 1869J50, für die Unglücklichen auf der Insel Chios 1881J113 und für die Glaubensbrüder im heiligen Land 1908J168 sowie 1909J169 genannt.

Im „Statistisches Jahrbuch deutscher Juden 1905. Siebzehnter Jahrgang. Im Auftrage des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes.“ Erscheint ein Eintrag mit folgendem Inhalt:
Distriktsrabbinat Schweinfurt, 17 Gemeinden, Distriktsrabbiner Dr. S. Stein in Schweinfurt. Obereuerheim, 428 Einwohner, 16 Juden, 7 Haushalte, Gemeinde-Vorsteher Mos. Neuburger, 1 Synagoge, Gottesdienst wird abgehalten nur an Festtagen, die direkte Kultussteuer wird aufgebracht von 5 Steuerzahlern, es sind aus Gemeindemitteln im letzten Jahre verausgabt worden in Mark zur Armenunterstützung: 0 Mark:J73

Am 1. Mai 1911 ist Moses Neuburger nach Schweinfurt in die Theresienstraße 5, verzogen.J8 Er ist am 20. August 1913 verstorben und in Schweinfurt auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt.
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