Untereuerheim - Geschichte - Israelitische Kultusgemeinde - Kultusgemeinde
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1625J3 | Erwähnung des Untereuerheimer Juden Meier in einem Beschwerdebrief des Bürgermeisters von Gerolzhofen an die Regierung von Würzburg. |
Die erste Erwähnung eines Juden aus Untereuerheim findet sich in einem Beschwerdebrief des Bürgermeisters von Gerolzhofen an die Regierung von Würzburg:
Bürgermeister und Rat zu Gerolzhofen an Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg am 15.11.1625. © Staatsarchiv Würzburg, Gebrechenamt II FG 586.
P: S: Cum [post scriptum cum = Abschrift]
Euch hochwürdiger gnädiger Fürst unnd Herr:
Sollen E: S: G: H: [Euer sehr gnädiger Herr] wir in Underthänig… Underlaßen, daß beij jüngstes Schweinfurt H: [Hochwürdigst] wolet läger Maijer Judt von UnderEüerheimb, sambt seinem ganzen Haußgesindt anhero kommen, unnd zwar vonn E: S: G: H: Consens gehabett, der durch Züg wegen sich alhir uffzuhalten, Gestaltt samb er, biß daß krigswesen von Schweinfurtt abgezogen, sein wohnung in E: S: G: H: behaußung ufm marckt alhie gehabett, xß hatt aber er Judt das Hauß wider geraumbtt, hingegen ein Behaußung von einem Bürger, biß uff könfftige Pfingsten bestandtsweiß an sich gebrachtt, in welchem er alberait, neben noch mehr Juden, so fast täglich ihren Vnderschleiff beij ihm haben, daß lauberfest gehalten, Vermäiet als sein wohnung, biß uff Pfingsten alhie Zu Sabes vnnd ob er zwar biß dato, weil unß wiessendt mit 3en Bürgern eiches Contrahirtt, So wil er doch von der Bürgerschaft (weile ihnen wießendt, das vonn E: S: G: H: Herrn Vorfahren Geistseeligst gedechtnus den Judt von Traustat, so sich des Krigswesens alhie einschlaifen wollen, abgeschafft worden) nicht geduldt werden: Ob nun er Judt, biß zu Außgang seines bestandts, alhie verbleiben, und wie wier unß verhaltten sollen, bitten E: S: G: H: wier umb H: Beschaidt, welchem gehorsamblich nachgesezett werden sollen, Datum Gerolzhofen den 15. Novembris 1625
E: S: G: H:
Underthänig gehorsam
Bürgermeister undt
Rath dasselbtenJ27
Die Beschwerde verweist zweifellos auf die latent vorhandene Judenfeindschaft der Stadt Gerolzhofen, zeigt aber gleichzeitig die Anfänge einer religiösen Gemeinschaft, die offensichtlich zunächst mithilfe auswärtiger jüdischer Besucher einen provisorischen Minjan bildete und damit in der Lage war, in einem Privathaus die jüdischen Feiertage zu begehen. In den folgenden Jahren ließen sich weitere Juden in Gerolzhofen nieder: Als jüdische Geldleiher wurden im Juni 1635 unter anderem auch Maier aktenkundig.J29
Am 16. Juni 1655 bestand die hochstiftische Judenschaft in Gerolzhofen aus sieben Familien mit 27 Personen, deren Haushaltsvorstände namentlich erfasst wurden:J32 Der „alte Maijer“, der bereits erwähnte Maier aus Untereuerheim, bewohnte als einziger Jude ein eigenes Haus im Wert von 260 Gulden. In seinem Haushalt befanden sich seine Ehefrau, ein nicht leibliches Kind, sowie ein Knecht und eine Magd. Er besaß in Sülzfeld eine 40 Morgen große Flur als Lehen, die 200 Gulden wert war. Als Erwerbstätigkeit werden das Eintreiben der „alten Schulden“ und der Lederhandel genannt. Der relativ wohlhabende Mann verfügte über Silberschmuck in Höhe von 500 Reichstalern sowie ein Vermögen von 1.693 Reichstalern und 15 Batzen.
Der Jude Maier verstarb kurz darauf (im Juli / August 1655). Sein unter dem eine gemäßigte Judenpolitik vertretenden Fürstbischof Franz von Hatzfeld (1631 – 1642)J33 am 7. Dezember 1639 erworbenes Haus sollte auf Wunsch der Freiherrn von Bechtolsheim und Rottenberg unter der Bürgerschaft verkauft werden, weil es sonst geschätzt und nach Offerte verkauft werde.J34