Sehenswürdigkeiten - Grettstadt

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Grettstadt - Geschichte - Sehenswürdigkeiten
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Grettstadts Linden 2017

Friedenslinde und Dorflinde

Kommt man von Gochsheim nach Grettstadt, fährt man am Dorfeingang an einer stilisierten Linde vorbei. Dieser Baum wurde im Jahre 1871 als „Friedenslinde“ gepflanzt. Fährt man weiter, sieht man etwas später auf dem Platz vor der Kirche, bzw. vor dem Rathaus (1590 erbaut) eine stattliche Dorflinde, die im gleichen Schnitt wie die Friedenslinde gehalten ist. Kirche, Rathaus und Dorflinde geben nach wie vor in Grettstadt ein wunderschönes Bild ab.

Die Stufenlinde Grettstadts ist kulturhistorisch und von ihrem Erscheinungsbild her als einzigartig zu bezeichnen. In Fachkreisen zählt sie deshalb zu den bekanntesten und schönsten Linden Deutschlands.  Sie ist ein einzigartiges Wahrzeichen der Gemeinde.
Stufenlinde 2016
Foto: Gemeindearchiv
Winter 1961
Foto: Gemeindearchiv
Linde um 1890, Foto: Gemeindearchiv
Das genaue Alter dieser Linde lässt sich nicht mehr feststellen.

Wahrscheinlich „stehen schon seit Jahren Lindenbäume auf diesem Platz.“
Quelle: Spieler, K.: „Geschichte der Pfarrei Grettstadt“ S. 22

Bereits im Jahre 1652 wurden unter der Linde Schwellen eingezogen: Dem „Hanßen Campeln Zimmermann von zwo schwellen under der linden einzuziehen“ wurde Lohn entrichtet. Im Jahre 1737 wurden „dießem Zimmerman für ein Neugehäuß umb den Lindenbaum zu machen“ 3 Gulden, 3 Pfund und 11 Dinare bezahlt. „Dem steinmetz und Mstr. Schirling von Schwappach“ wurden „für das steinerne Linden gestell sauber zu machen“ 28 Gulden bezahlt.
Quelle: Gemeindearchiv Grettstadt

Steinmetzmeister Schirling fertigte das steinerne Lindengestell aus 12 Säulen an. Sein Zeichen „H.S.W.S.“ hat er am Gestell angebracht. Ein Grettstadter Zimmermann wurde mit 10 Gulden und 3 Pfund entlohnt, als er „die Stein bei der Linden mit Holzgesimsen“ einfasste „und ein hölzernes Gestell mit 4 Säulen darauf“ herstellte. Fronbauern verzehrten irgendetwas für 2 Gulden, 4 Pfund und 24 Pfennige, als sie „die Stein zu der Linden“ abholten. Auch in den Jahren 1818 und 1886 waren neue hölzerne Gestelle notwendig.
Quelle: Spieler, K.: „Geschichte der Pfarrei Grettstadt“ S. 22

Der untere Astkranz dieser Sommerlinde ist durch die 8 äußeren und die 4 inneren Steinsäulen mit Holzquerverstrebungen abgestützt. In gleichmäßig sich verjüngenden Ringen steigen diese Astkränze empor. Die so gestufte Dorflinde ist ca. 20 m hoch, ungefähr 380 Jahre alt und weist einen Umfang von rund 3 Meter auf. Alljährlich wird sie fachmännisch zugeschnitten.
Quelle: Naturdenkmalbuch

1. Die Stufenlinde 1590 Grettstadt

Das Dorfgericht in Grettstadt
Würzburg und Ebrach hatten in Grettstadt eigene Helf- oder Dorfgerichte. In der Unterschrift bei einem Gesuch am 30. April 1594 heißt es: „die zwey gericht und eine gantze gemeind zu Grettstatt.“ Diese Dorfgerichte wurden auf dem „Dingplatz“ abgehalten. Man nimmt an, dass sich dieser alte Dingplatz unter der Linde befunden hat. Der Würzburger Fürstbischof war oberster Herr und Vogt des Würzburger Dorfgerichts: „Er hatte zu verbieten und zu wehren alles Unrecht wie unrecht Weinmaß, falsche Metzen, unrecht Gewicht, Dieberei, wo sich das im Dorf erfand.“ Dieses Gericht wurde alljährlich 4-mal durch fürstliche Beamte - Stadtvogt und Amtsschreiber von Gerolzhofen - in Grettstadt abgehalten. Der Abt von Ebrach hatte die niedere Gerichtsbarkeit über seine Untertanen und Güter in bürgerlichen Sachen, wie „verwundung, schmehung, stain und rain und anderen Delikten.“ Auch hatte er die Macht, das gesprochene Urteil selbst zu vollziehen. Eine Appellation musste an das Kloster Ebrach erfolgen.
Quelle: Spieler, K.: „Geschichte der Pfarrei Grettstadt“ S. 18

Zur Geschichte der Gerichtsbarkeit in Grettstadt/ Auszug aus dem Vortrag vom 03.03.1985, Frau Dr. Maria Dorda:

Bis 1803 wurde das zweigeteilte Dorf von zwei Schultheißen geleitet, einem Ebrachischen und einem Würzburgischen. Von 1537 an sind deren Namen, freilich nicht lückenlos, bekannt. Die Grenze zwischen beiden Herrschaftsbereichen bildete der Bach Weth, der in der Lüstigwiese zwischen Grettstadt und Dürrfeld entspringt, durch das ganze Dorf floss, ursprünglich wohl im Alten See mündete und später in den künstlich angelegten Birkleinsee geleitet wurde. Der Grenzbereich entspricht ungefähr dem heutigen Straßenverlauf Bahnhofstraße/Hauptstraße/Dürrfelder Straße.

Grettstadt, das zu einem Teil Würzburg, zum anderen Teil Ebrach zu eigen war und somit auch gleichzeitig zwei Schultheißen hatte, unterstand auch zwei getrennten Instanzen der Gerichtsbarkeit dieser Grundherren. 1803 beendete die Säkularisation die Abhängigkeit von den geistlichen Mächten.

Den Grundherren Ebrach und Würzburg fiel auch die Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit in ihrem Ortsteil zu. Ansonsten gehörte Grettstadt zur  Cent Karlsberg, dort wurden Personen angeklagt die eine der vier hohen Rügen - Totschlag, Raub, Diebstahl, Brandstiftung - begangen hatten. Grettstadt hatte als einziges der umliegenden Dörfer drei Vertreter zum Centgericht Karlsberg zu schicken.

In Grettstadt selbst wurde über Vergehen der „niederen Gerichtsbarkeit“ unter der Gerichtslinde verhandelt. Die Urteile über Delikte kleineren Ausmaßes, wie falsche Maße und Gewichte, Schelte, üble Nachrede, Streitigkeiten  und Schlägereien wurden meist mit einer Geldstrafe gesühnt. Zu den damaligen Strafmitteln gehörte der Pranger. Der Straffällige wurde mit einem Halseisen an einer öffentlichen Schandsäule befestigt und dem Gespött seiner Mitmenschen preisgegeben und manch ein Weib mit loser Zunge musste „die Geige“ um das Rathaus tragen. Die „Geign“ war ein Strafinstrument, in das Kopf und Hände eingespannt waren. Die Grettstädter Halsgeige ist noch vorhanden und im Schaukasten des Bürgersaals zu besichtigen. Im Narrenhäuslein, dem Raum unterhalb der Rathaustreppe waren nächtliche Ruhestörer und Randalierer inhaftiert und da die Tür dieses Dorfgefängnisses aus Gitterstäben bestand, waren sie Hohn und Spott ausgesetzt.

Im Würzburgischen Amtsgericht vertraten neben dem Dorf-Schulheiß Stadtvogt und Amtsschreiber von Gerolzhofen als Beamte den Fürstbischof. Die entstandenen Unkosten musste die Gemeinde übernehmen. Das Ebracher Dorfgericht wurde vom Kloster finanziert.
Quelle: Vortrag vom 03.03.1985, Frau Dr. Maria Dorda, Archiv Historischer Arbeitskreis

Kundgebungen unter der Linde

Die Dorfgerichte liegen schon so lange zurück, dass kaum ein Grettstadter von ihnen weiß. Die Kundgebungen unter der Linde sind aber sehr vielen noch in Erinnerung geblieben. Denn es ist noch gar nicht so lange her, dass nach dem Sonntagsgottesdienst mit einer Glocke zu Versammlungen aufgerufen worden ist. Der amtierende Bürgermeister von Grettstadt, Wolfgang Schmitt, erzählte 1986, dass die Einwohner um und unter der Linde stehend die Einteilung der Frondienste (z.B. Reparaturen an Feldwegen), Aufforderungen zum Holzfällen oder generell alle gemeindlichen Belange entgegennahmen. Öffentlichen Kundgebungen gab es noch bis 1978. die letzte Bekanntmachung mit der Ausschellglocke war am 03.07.1978 die Inbetriebnahme der Füßgänger- Ampelanlage vor der Stufenlinde.

Der Tanz unter der Linde

Aus Erzählungen alter Grettstadter weiß man, dass um 1900 im Mai unter der Linde zu Musik getanzt wurde. Die Maitänze hörten mit Beginn des 2. Weltkrieges auf.

Kirchweihfeste 1938 mit Tanz und Musik unter der Stufenlinde




Fotos von Maria Degler
In den 30er Jahren versuchte man die alte Tradition mit Musik und Tanz unter der Linde wieder aufleben zu lassen. Im Bild Kirchweihfeste 1938, die Musikkapelle Wolf mit den Tänzer Dora Heußner + Alois Weber, Maria Degler geb. Weber + Engelbert/ Ernst Vögler, Adelheit Seel + Adolf Müller (später Bürgermeister), Würzburger Gäste + Gustav Saalmüller.

Heute stellen bei Kirchweihfesten die Fichtenburschen zwei Fichten auf dem Kirchplatz bei der Linde vor der Kirche auf. Getanzt wird nicht mehr.

Das derzeitige Leben im Ort

Auch heute noch bleibt man nach dem Sonntagsgottesdienst unter der Linde stehen und plaudert ein wenig. Wochentags sieht man abends die Jugend auf den Holzbänken unter der Linde sitzen. Auch die Kinder scheinen eine Vorliebe für die Dorflinde zu haben. Da wird geklettert und im kühlen Schatten Versteck oder gespielt.

Kinder spielen unter der Linde, Foto: Agathe Götz März 1986 aus ihrer Facharbeit Die Linde als Mittelpunkt in fränksichen Dörfer, Fach Volkskunde Uni Würzburg.

Seniorenkreis Grettstadt: Treffen unter der Linde

Heute trifft sich der Seniorenkreis Grettstadt einmal im Jahr, meist im Juli zum Kaffeeklatsch unter der Linde. Gemeinsam werden Lieder gesungen oder es kommen die Schul- oder Kindergartenkinder oder örtliche Musikgruppen wie der  Grettschter Dreigsang zum Singen und Musizieren.

Heute ist die Stufenlinde Anziehungspunkt und Fotomotiv für Urlauber und Radwanderer, oder bei Hochzeiten, Festen und Feiern im Ort.

An den Ostertagen ist die Stufenlinde Treffpunkt für die Ministrantenkinder mit ihren Karfreitagsratschen.

Schnitt der Stufenlinden

Die ersten rötlichen Austriebe der Stufenlinden müssen im Frühjahr geschnitten/entfernt werden. Früher nutzte man dafür die alte fahrbare Feuerwehrleiter der Gemeinde. Seit Bestehen des Bauhofes 1988 übernehmen die Bauhofmitarbeiter der Gemeinde diese Arbeit. Bis oben hinauf in die Baumspitzen traute sich nur Adolf Kutzenberger. Seit einigen Jahren/Anfang der 90er Jahre reicht die Feuerwehrleiter höhenmäßig nicht mehr aus. Die Gemeinde ordert für die Pflegemaßnahmen einen großen Kran. Arbeiten in den letzten Jahren nur mit Klettergurten!

Platz um die Linde

Dass die Linde noch immer so prächtig grünt und blüht, liegt höchstwahrscheinlich daran, dass der Einzugsbereich der Wurzeln nicht zubetoniert wurde. Sand und Erde lassen noch genügend Wasser an die Wurzeln. Bei der Neugestaltung des Kirchenplatzes wurde das abfallende Gelände am Fuße der Stufenlinde geändert. Die Stützmauern wurde im Frühjahr 1960 errichtet und der Platz teilweise bepflanzt. Die Arbeiten führte das örtliche Baugeschäft Karl Heußner zum Preis von 3214,83 DM aus. In diesen Zeitrahmen fallen auch der Bau der Kanalisation und der Straßenbau in Grettstadt.
Quelle: Gemeindeverwaltung. Rechnung Baugeschäft Karl Heußner vom 31.03.1960

Schild 1590 an der Stufenlinde

Wenn gleich auch das Alter der Linde, das man mit Jahr der Pflanzung 1590, gleichsetzt mit dem Beginn des Rathausbaues, vielfach bezweifelt wird, so findet man jedoch in den Archiven keinen gesicherten Hinweis  auf das wirkliche Alter des Naturdenkmals Stufenlinde. Heutige Baumspezialisten schätzen das Alter um 300 Jahre, mit einer Pflanzung also Beginn bis Mitte 1700.

Die Hinweistafel 1590 an der Stufenlinde wurde im Mai 2000 aufgestellt.

In Anwesenheit von Bürgermeisterin Traudl Epp wurde der vom SPD Ortsverband gestiftete und gestaltete Sandstein mit der Aufschrift “Stufenlinde1590“ am 15. Mai 2000 enthüllt. Die Idee zu dieser Aktion wurde schon vor zirka 20 Jahren von Fred Lutz geboren. Da man sich für keine Form entscheiden konnte gelang es erst jetzt nach langen Überlegungen und durch Mithilfe der Bürger Gerhard Rock und Michael Firsching das Objekt aufzustellen. Danke auch an die Firma Böhm für das Bereitstellen des Konservierungsmittels und für die Ratschläge zur Gestaltung des Steins. Der Platz zwischen Rathaus und Kirche mit seiner stattlichen Dorflinde ist einer der schönsten in Mainfranken. Viele Durchreisende machen hier Halt und fotografieren das Ensemble. Der Stein mit seiner Aufschrift soll auf die Art und das Alter der Linde hinweisen.



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Neues Holzgerüst für die Stufenlinde April 2007

Im Februar 2006 beschloss der Gemeinderat  die Erneuerung des Holzgerüstes für die Stufenlinde.

Bürgermeisterin Traudl Epp informierte die Gemeinderäte über einen Ortstermin mit Vertretern der Naturschutzbehörde und einem Baumfachmann. Der mächtige Baum ist in den vergangenen Jahren erheblich über sein Korsett hinausgewachsen - sowohl in die Höhe als auch in die Breite. Der erste Austrieb im Frühjahr muss von den Bauhofmitarbeitern jedes Jahr geschnitten werden, was inzwischen erhebliche Probleme aufwirft - besonders was die Sicherheit der Bauhofmitarbeiter betrifft, hieß es in der Pressemitteilung. Deshalb wurde im Vorfeld über eine Erweiterung der Holzkonstruktion nachgedacht und ein Statikgutachten eingeholt.
Nach Ansicht der Naturschutzbehörde ist es jedoch nicht nötig, das Holzgestell nach außen hin zu vergrößern. Das Breitenwachstum des Baumes sei abgeschlossen, sagt Naturschutzbeauftragter Jürgen Kiefer. Die weit ausladenden Äste des unteren Kranzes könnten - wie bereits teilweise geschehen - mit Seilen entlastet werden, um ein Abbrechen zu verhindern. Laut Sachgebietsleiter Michael Lommel sind die Sandsteinfundamente aus dem Jahr 1720, die den äußeren Kranz stützen, noch stabil. Von der Statik her sei es unbedenklich, nach oben einen weiteren Kranz hinzuzufügen, wie vom Bauhof gewünscht. Der Baumexperte empfahl, die alten Auflagepunkte der Äste in jedem Fall beizubehalten. Um die Optik nicht zu beeinträchtigen wurde geraten, keinen Holzkranz über die Linde zu stülpen.
Im Ergebnis soll die Konstruktion also so bleiben wie bisher, wird aber um einen Kranz in der Höhe erweitert. Die nötigen Eichenbalken aus dem Gemeindewald sind laut Epp bereits geschlagen worden. Vor dem ersten Austrieb im Frühjahr soll die Erneuerungs-Aktion über die Bühne gehen. Ein Teil der alten Stützpfosten konnte belassen werden, da diese noch nicht verwittert waren. Den dritten Kranz habe der Zimmerer teilweise neu gestaltet, um die weit ausladenden Äste weiter außen abzustützen. Vergeben wurden die Arbeiten zum Bau der neuen Unterstützungskonstruktion der Stufenlinde in Grettstadt an die Zimmerei Otto Dümmler.

Baumgutachten vom Juni 2012

Bei der jährlichen Pflege durch die zuständigen Gemeindearbeiter wurden Defizite und Defekte festgestellt, die einer eingehenden Untersuchung bedürfen und anhand eines Gutachtens dokumentiert und bewertet werden sollten, was Gemeinderat und Bürgermeister Ewald Vögler befürworteten. Nach den Beobachtungen ist die Treibstärke und Vitalität der Grettstadter Linden in den letzten Jahren nachlassend. Grund dafür könnten Trockenzeiten in Verbindung mit Verschlechterungen im Baumumfeld (Bodenverdichtung, Nährstoffmangel…) sein. Seitdem wird die Stufenlinde regelmäßig bewässert und zusätzlich mit einem Spezialdünger gedüngt. Das Gutachten empfahl auch eine Entsiegelung der östlichen Schotterfläche.

Der Baumgutachter schätzt das Alter der Linde jedoch nur zwischen 150 und 200 Jahren.

Baumdaten 2012:

Höhe zirka 22 m, Kronenbreite zirka 20 m, Stammumfang: 320 cm
Quelle: Gutachten 2012 Gärtnermeister Helmut Hauck, Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung, Hundelshausen

Stufenlinde im Lichterglanz als Weihnachtsbaum Dezember 2016
Zum 25-jährigen Jubiläum des Grettstadter Weihnachtsmarktes erstrahlte die Stufenlinde im Lichterglanz. Mit Hilfe eines großen Kranes wurde das Wahrzeichen Grettstadts mit Lichterketten geschmückt. Bürgermeister Ewald Vögler spricht vom größten natürlichen Weihnachtsbaum Deutschlands.
Foto: Ruth Volz, für Schweinfurter Tagblatt, Veröffentlichung am 01.12.2016)
2. Die Friedenslinde Grettstadt

Am Dorfausgang gegen Gochsheim wurde im Jahr 1871 eine Friedenslinde gepflanzt, die im gleichen Schnitt wie die Dorflinde gehalten wird.
Quelle: Karl Spieler, Geschichte der Pfarrei Grettstadt und ihrer beiden Filialen Dürrfeld und Weyer 1961, Seite 22

Nach der siegreichen Beendigung des Deutsch-Französischen Krieges 1871, an dem auch Bürger unseres Dorfes teilnahmen, wurde von der gesamten Bevölkerung die Rückkehr der Kriegsteilnehmer gefeiert. Aus diesem Anlass feierte die Gemeinde ein Friedensfest, wobei unsere heutige Friedenslinde zur Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag gepflanzt wurde.
undatiert
Friedenslinde mit Marter von 1764: um 1955 Anna Volz mit Söhnen Friedbert und Peter.

Auch die Friedenslinde zählt kulturhistorisch zu den schönsten und einzigartigen Naturdenkmälern Deutschlands und wird in vielen internationalen Büchern erwähnt.

Auf dem Foto aus dem Jahr 2012 sind die ersten dürren Äste der Friedenslinde zu erkennen.



Im April 2017 sieht die Friedenslinde so aus: Ein trauriges Bild!
Baumgutachten im Juni 2012

Auf Grund beginnender Schäden lies Bürgermeister Ewald Vögler im Jahr 2012 ein Gutachten zum Zustand beider historischer Linden in Grettstadt erstellen.

Die Friedenslinde ist laut Gutachter eine Krimmlinde, was sich durch einen schwächeren und gelblichen Jahrestrieb zeigt. Beim Rückschnitt im Frühjahr 2012 mussten zwei größere abgestorbene Seitenäste entfernt werden. Der Grund für das Absterben der Äste liegt am Befall der Linde mit dem Branntkrustenpilz im unteren Stammbereich. Der Branntkustenpilz ist ein Schwächeparasit, der in der Lage ist lebendes Holz anzugreifen und abzutöten. Die Fäulebereiche sind meist lokal begrenzt aber fortschreitend, weshalb mit dem Absterben des Baumes zu rechnen ist. An der Friedenslinde sind die Südseite des Stammes und am Stammgrund größere Bereiche befallen und abgestorben.

Der Befall kann durch chemische oder mechanische Methoden nicht beseitigt werden. Man kann lediglich versuchen, dass der Baum durch Stärkung seiner Vitalität den Befall abwehrt und der Pilz von selbst verschwindet. Eine Garantie zu geben, dass die Linde längerfristig erhalten werden kann ist nicht möglich, heißt es im Gutachten 2012. Es werden verschiedene vorgeschlagene Maßnahmen wie spezielle Baumdünung, Abdecken des Wurzelbereiches mit bereits zersetztem Häckselgut, Einbau einer Bewässerungseinrichtung und Aussetzung des jährlichen Rückschnitts umgesetzt. Trotzdem schreitet der Verfall voran. Baumspitze und morsche Äste müssen aus Sicherheitsgründen im Herbst 2015 entfernt werden.

Die Friedenslinde liegt zwischen zwei Abwasserkanalleitungen und einer Oberflächenwasserleitung, erläutert Bürgermeister Vögler. Möglicherweise sind bei zurückliegenden Bauarbeiten auch hier Fehler gemacht worden, die die Vitalität der Friedenslinde beeinflusst haben.

Baumdaten 2012:

Höhe zirka 18 m, Kronenbreite zirka 16 m, Stammumfang 250 cm.
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