Obereuerheim - Geschichte - Israelitische Kultusgemeinde - Lehrer, Vorbeter und Schochet
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In der jüdischen Kultur nimmt die Bildung einen hohen Stellenwert ein. Durch die rechtliche Gleichstellung von Juden im neugegründeten Deutschen Reich ab 1871 verbanden viele Juden eine große Hoffnung auf berufliche Entfaltungsmöglichkeiten. Junge Menschen jüdischen Glaubens schlugen daher überdurchschnittlich häufig eine akademische Laufbahn ein. Jedoch blieb der Beruf des Lehrers zunächst weitgehend Nichtjuden vorbehalten. Juden wurden nur selten und nur mit sehr großen Schwierigkeiten in den Staatsdienst übernommen.J122
Damals waren alle Volksschulen sogenannte Konfessionsschulen und unterlagen der Schulaufsicht der Kirchen. Aus diesem Grund durften Lehrer nur an den Schulen unterrichten, deren Konfession sie auch angehörten. Aus diesem Grund wurden von den meisten Kultusgemeinden, die sich einen Kultusbeamten leisten konnten, ein Religionslehrer angestellt.
Auch die jüdische Kultusgemeinde Obereuerheim stellte Religionslehrer ein, die aber meist auch noch die Stelle des Chasan (Vorbeter, Kantor) und des Schochet (ritueller Schlachter) innehatten. Die Bezahlung dieses Kultusbeamten erfolgte über die Kultusgemeinde. Ob eine Bezuschussung durch die Gemeinde Obereuerheim stattgefunden hat, ist bisher nicht bekannt.
Ende des 19. Jahrhunderts / Anfang des 20. Jahrhunderts machte sich in Obereuerheim der Rückgang der jüdischen Bevölkerung besonders schmerzhaft bemerkbar. Durch die Landflucht und den Geburtenrückgang sank die Zahl der schulpflichtigen Kinder zwischen 1893 von 6 Kindern auf 2 Kinder im Jahre 1903.
Dies war sicherlich auch ein Grund dafür, sich keinen eigenen Religionslehrer mehr zu leisten, sondern die religiöse Bildung der jüdischen Kinder von Moritz Hammelburger, Religionslehrer aus Haßfurt, durchführen zu lassen.
Wahrscheinlich besuchten auch die jüdischen Kinder aus Obereuerheim die staatliche Volksschule. Sie nahmen dort, wie auch die Kinder anderen Glaubens, am regulären Unterricht teil, erhielten aber getrennten Religionsunterricht. Der Religionsunterricht fand im Schulhaus, das auch Lehrerwohnung war, bzw. in der Synagoge statt. Aller Voraussicht nach gab es bereits 1782 ein Schulhaus, jedoch mindestens eine Wohnung für den Schullehrer.J100 Erstmals findet sich eine Erwähnung eines Schulhauses in den „Israelitischen Annalen – Ein Centralblatt für Geschichte, Literatur und Cultur der Israeliten aller Zeiten und Länder“ vom Dezember 1839.J124
Der Chasan leitet den Gottesdienst in der Synagoge. Seit der rabbinischen Zeit kann jedes Gemeindemitglied als Kantor fungieren, jedoch wird traditionell von ihm neben einer guten Stimme große Kenntnis der jüdischen Liturgie verlangt, vor allem aber ein ethisch einwandfreies Verhalten und Frömmigkeit.
Die bekannten
Religionslehrer, Chasane und Schochet der Kultusgemeinde Obereuerheim:
1812 - 1815 | Süßmann Leher | |
1818 - 1830 | Sußmann Adler | |
1832 | Moses Schloß | |
1838 - 1839 | Herrmann Roggermann | |
1849 - 1858 | Felix Goldschmidt | |
1860 - 24.11.1875 (Laubhüttenfest) | Wolf Roßmann | |
1877 - 1879 | Moses Eckmann | |
1881 - 1882 | M. Neuberger | |
14.05.1882 | Vacant | |
1883 | Samuel Kurzmann | |
20.10.1884 | Vacant | |
05.05.1887 | Vacant | |
1887 - 1889 | H. Sichel | |
28.10.1891 | Vacant | |
1893 - 1909 ? | Moritz Hammelburger |
Süßmann Leher (1812 – 1815)
In den jüdischen Standesregistern wird Süßmann Leher in den Jahren 1812 bis 1815 immer wieder als jüdischer Schulmeister und Pädagoge erwähnt. Unter anderem bei der Geburt seines Sohnes Isaac, bei der Verehelichung von Beer Wolf (Sittenheim) mit Jendel, geborene Hirsch, sowie Löw Joseph mit Gerla, der Tochter des Loeb Moses aus Wonfurt und bei den Sterbeeinträgen seiner Söhne Salomon und Isaac, sowie seiner Frau Gela.J125
Sußmann Adler (1818 – 1830)
Sußmann Adler wurde demnach wahrscheinlich im Jahre 1764 geboren. Er war verheiratet mit Gulla, geborene David Maier aus Burgkunstadt. Aus dieser Ehe ging als erstes Kind der gemeinsame Sohn David hervor. Als Wohnadresse ist die Hausnummer 12½ in Obereuerheim überliefert.J125
Moses Schloß (1832)
Der Nachfolger von Sußmann Adler ist wohl der ledige Moses Schloß. Dieser wurde im Verehelichungsregister der jüdischen Gemeinde Obereuerheim als Zeuge der Verehelichung zwischen Hirsch Neuburger und Amalie Stern am 8. August 1832 genannt. Moses Schloß war verheiratet mit Amalia, geborene Bihlofs. Deren Tochter Betty Schloß, geboren am 18. Oktober 1841 zu Miltenberg, wohnhaft in Wonfurt bei Haßfurt, heiratete am 28. März 1865 in Wonfurt den Obereuerheimer Juden Isaak Kaufmann.J125
Herrmann Roggermann (1838 – 1839)
1838 und 1839 ist Herrmann Roggermann als Zeuge der Beschneidung von Isaak Kaufmann und Moses Neuburger im Kataster der jüdischen Kinder von Obereuerheim als Religionslehrer genannt. Ebenfalls 1838 ist er Zeuge bei der Verehelichung von Benyamin Kaufmann und Jette Blümlein in Obereuerheim. Hier wird er im Verehelichungsregister der jüdischen Gemeinde Obereuerheim als Religionslehrer dahier genannt.J125
06.07.1843 – Stellengesuch
Num. praes. 29871. Num. exped. 25815. praes. 13. Juli 1843. 2644.
(Die Erledigung und Wiederbesetzung der israelitischen Religionslehrer- und Vorsänger-Stelle zu Obereuerheim betr.)
Im Namen Seiner Majestät des Königs.
In Folge Regierungs-Beschlusses vom Heutigen im vorgenannten Betreffe soll die erledigte Stelle eines israelitischen Religionslehrers und Vorsängers zu Obereuerheim, gräflich Schönbornschen Patrimonial-Gerichts Zeilitzheim und k. Landgerichts Schweinfurt, von Amts wegen wieder besetzt werden.
Der jährliche Ertrag dieser Stelle, womit übrigens auch die unentgeldliche Besorgung der Offizial-Schreibereien der Cultus-Gemeinde verbunden ist, wurde in Folgendem festgesetzt:
a. Einhundert fünfzig Gulden an Geld, zahlbar in monatlichen Raten,
b. freie Wohnung mit Bett, Tisch und Stuhl,
c. freie Beheizung
Jene israelitischen Religions- Lehramts-Candidaten, welche sich um obige Stelle bewerben wollen, haben ihre deßfallsigen schriftlichen Bittgesuche unter Beilegung der erforderlichen Zeugnisse, namentlich des Austrittszeugnisses aus dem Schullehrer-Seminarium, des Zeugnisses über die erstandene Prüfung für das israelitische Religions- Lehramt und eines Leumunds-Zeugnisses der betreffenden Distrikts – Polizeibehörde des seitherigen Aufenthaltsortes, binnen vier Wochen bei unterfertigter k. Kreis-Regierung, Kammer des Innern, in Einlauf zu bringen.
Würzburg den 6. Juli 1843.
Königliche Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg.
Kammer des Innern.
Graf Fugger.
Thaler.J74
Felix Goldschmidt (1849 – 1858)
Felix Goldschmidt war von 1849 bis 1858 als Religionslehrer in Obereuerheim tätig. Er wurde in Biebergau, Landgericht Dettelbach, geboren. Am 18. August 1850, vormittags um 7:45 Uhr wurde seine Tochter Sophie als erstes Kind der Ehe mit Jetta, geborene Kaufmann, in Obereuerheim von der Hebamme Rosina Baßing zur Welt gebracht. Im Kataster der jüdischen Kinder ist als Beruf „israelitischer Religionslehrer“ eingetragen. Am 16. Juli 1852 früh um 2:00 Uhr erblickte die zweite Tochter Lina das Licht der Welt. Leider verstarb Lina bereits am 21. Januar 1853. Die dritte Tochter namens Bethi kam am 11. März 1854 um 07:30 Uhr und als vierte Tochter dieser Ehe kam Ida am 5. Mai 1856 um 01:00 Uhr zur Welt. Alle weiblichen Kinder wurden durch die Hebamme Rosina Baßing aus Obereuerheim auf dem Weg in das Leben begleitet. Als erstes männliches Kind kam Lui am 19. Februar 1858 um 10:00 Uhr durch Ortshebamme Fuß aus Dürrfeld zur Welt. Beschnitten wurde Lui am 26. Februar 1858 vormittags in der Wohnung der Eltern durch Isaak Mohr, Jude aus Gochsheim. Alle Kinder aus dieser Ehe wurden in der Hausnummer 10 geboren.J125
Als Religionslehrer fungierte er auch, wie seine Vorgänger, als Zeuge bei Trauungen, am 6. März 1849 von Sußmann Kaufmann und Fanny Eisenheimer, am 30. März 1854 von Sußmann Kaufmann und Rosa Rau, am 18. Juni 1855 von Löb Sittenheim und Siela Velau, sowie am 29. August 1860 von Kusel Heinemann und Hanna Bachmann. Bei letzterer wird er schon als Religionslehrer in Ebelsbach aufgeführt.J125
13.03.1860 – Stellengesuch
Die Schul- und Kirchendienerstelle zu Hirschfeld, Landgerichts Schweinfurt, wurde dem Lehrer Johann Strohmenger zu Hohenrod übertragen, ferner die Versetzung des bisherigen Religions-Lehrers und Vorsängers der israelitischen Cultusgemeinde Zeilitzheim-Oettershausen, k. Landgerichts Volkach, Wolf Roßmann, auf die erledigte gleiche Stelle zu Obereuerheim, k. Landgerichts Schweinfurt, genehmigt.J116 und J117, ähnlich J118
Wolf Roßmann (1860 – 1875)
Der Nachfolger von Felix Goldschmidt war Religionslehrer Wolf Roßmann. Dieser hatte die Stelle von 1860 bis 1875 inne. Er wird in den jüdischen Matrikeln als Zeuge der Beschneidung von Wolf Sittenheim am 11. April 1862 und von Simon Heinemann am 23. August 1865 genannt. Ebenfalls ist er Zeuge bei den Verehelichungen von Kusel Heinemann mit Hanna Bachmann am 29. August 1860, von Koppel Neuburger mit Fanny Loewenthal am 2. März 1863, von Isaak Kaufmann mit Betty Schloß am 28. März 1865, sowie von Moses Neuburger mit Regina Löwenthal am 4. Juni 1868.J125
Wie auch Felix Goldschmidt wurde im Kataster über die im Orte Obereuerheim befindlichen Hunde Wolf Roßmann als Inhaber des weiblichen, schwarz-grauen mit weißer Kuhle, 9 Zoll hohen Hofhundes Sambach von 1861 bis 1865 und des weiblichen, schwarzen Hofhundes Bimo 1865 bis 1866 als israelitischer Religionslehrer aufgeführt.J6
Obereuerheim (Unterfranken). Unsere nur wenige Familien zählende Gemeinde hat einen großen Verlust erlitten. Unser theuerer, unvergeßlicher Lehrer, Herr Wolf Roßmann ist nicht mehr unter den Lebenden; der Ewige hat ihn zu sich genommen.
Noch am verflossenen Neujahrsfeste leitete er den Gottesdienst zur größten Zufriedenheit aller in der Synagoge Anwesenden und schon am Rüsttage des Laubhüttenfestes wurde er durch den Tod uns entrissen. Wer den Verewigten näher kannte, wird wohl begreifen, wie gerecht der Schmerz ist, den wir durch den Verlust dieses edlen Mannes empfinden. Es war ein berufstreuer, eifriger Lehrer, ein tugendhafter, für begeisterter Jude und ein Menschenfreund im wahren Sinne des Wortes! Fünfundzwanzig Jahre hindurch war er als Lehrer in Zeilitzheim thätig, von wo er in gleicher Eigenschaft hieher versetzt wurde. Nachdem er in diesem Wirkungskreise eine 15jährige Praxis entfaltete, in allen seinen Pflichten eine seltene Gewissenhaftigkeit und Pünktlichkeit an den Tag legte, sahen wir ihn leider so früh scheiden. – Möge er in den lichten Höhen den Lohn empfangen für all‘ das Gute, das er hienieden geübt, und möge der Allgütige, der allen Trauernden Trost verleiht, lindernden Balsam in die Herzen der tiefgebeugten Hinterbliebenen träufeln.
Das Andenken des Heimgegangenen wird bei uns ein unvergeßliches sein.J75
27.10.1875 und 03.11.1875 – Stellengesuch
In der Gemeinde Obereüerheim bei Schweinfurt ist die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schohet erledigt und soll alsbald wieder besetzt werden, Die Stelle trägt 200 fl. Fixum, 40 fl. für Schul- und Besoldungsholz, 60 fl, Nebenverdienst mit Schechita und eine geräumige, neugebaute, freie Wohnung. Bewerber hierauf wollen sich brieflich oder persönlich innerhalb 4 Wochen an Unterzeichneten wenden.
2862] D. Kaufmann.J36 und ähnlich J37
Moses Eckmann (1877 – 1879)
Als Religionslehrer von Obereuerheim ist uns Moses Eckmann nur aus zahlreichen Spendenaktionen bekannt, die er durchführte. Unter anderem wurde er in der „Israelitische Wochen-Schrift für die religiösen und socialen Interessen des Judenthums“ vom 8. Mai 1878 genannt. Hier spendete er 15 Mark Einkaufsgelder für den Verein zur Unterstützung hilfsbedürftiger israelitischer Lehrer, Lehrer-Wittwen und -Waisen in Deutschland.J78 ähnlich J80 Ebenfalls Einkaufsgelder spendete er im April 1877.J86 Aus der Ausgabe des Blattes vom 12. Juni 1878 ist ersichtlich, dass er Mitglied des Vereins war, da er 8 Mark Mitgliedsbeitrag gezahlt hatte.J79 ähnlich J81
In „Der Israelit.“ vom 2. Januar 1879 rief Lehrer Eckmann zu einer Spende auf:
Edle Menschenfreunde werden ersucht, einer armen dürftigen Wittwe eine milde Gabe zu reichen. Die wird es Euch lohnen! Herr Lehrer M. Eckmann in Obereuerheim bei Schweinfurt hat sich bereit erklärt, Gaben in Empfang zu nehmen. Auch die Expedition d. Bl. nimmt solche entgegen, Die kleinste Gabe ist willkommen. [39J76
In der Ausgabe vom 30. April 1879 wiederholte er seinen Aufruf mit den Worten:
[…] für die arme Wittwe erlassenen Aufruf liefen wohl einige Spenden ein, womit indeß nicht viel ausgerichtet werden konnte. […]J77
Weitere Spenden sammelte er unter anderem für die Armen des heiligen Landes.J85
21.07.1879 – Stellengesuch
Die Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle zu Obereuerheim ist vacant geworden. Dieselbe trägt p. a. 342 Mk. Fix, 70 Mk. Für Schul- und Besoldungsholz, 100 Mk. garantirende Emolumente für Schechitah u. freie Wohnung. Außerdem bietet ferner der Lehrer viel freie Zeit Gelegenheit, anderweitige Nebeneinkünfte sich zu verschaffen. Allenfallsige Bewerbungen mögen an den Unterzeichneten gerichtet werden. Antritt 15. August d. J.
Obereuerheim bei Schweinfurt, 21. Juli 1879.
Isaak Kaufmann,
2295] Vorstand.J38 und J39
M. Neuberger (1881 – 1882)
Wie auch bei seinem Vorgänger Moses Eckmann finden sich Aufzeichnungen über Religionslehrer M. Neuberger nur in verschiedenen Spendenverzeichnissen. Unter anderem sammelte er für die Unglücklichen auf der Insel Chios im Jahr 1881J113, Spenden für die Armen des heiligen Landes im Jahr 1881J114 und im Jahr 1882 für die schwer bedrängten Glaubensbrüder in Rußland.J115
14.05.1882 – Stellengesuch
Annonce.
In hiesiger israel. Cultus-Gemeinde wird ein Religionslehrer, Vorsänger und Schächter gesucht. Gehalt mit Nebenverdienste 600 Mark nebst freier Wohnung. Bewerber wollen ihre Offerten an unterzeichneten Cultus-Vorstand einsenden.
Obereuerheim bei Schweinfurt, den 14. Mai 1882. Der Cultus-Vorstand:
1974) Isaak Kaufmann.J40Samuel Kurzmann (1883)
Samuel Kurzmann wurde am 3. Oktober 1845 als zweites Kind von Abraham Kurzmann aus Schnodsenbach (Zehngeboteschreiber) und Nanny Kurzmann, geborene Jacobi aus Gerolzhofen, in Würzburg, Nr. III 200, geboren.J96 Er heiratete Betti, geborene Maier. Mit ihr hatte er insgesamt 5 Kinder. Als drittes Kind wurde Jette am 31. Mai 1883 in Obereuerheim in der Hausnummer 10 geboren.J125 1886 ließ er sich in Würzburg, in der Rosengasse 4 nieder. Dort gab er Privatunterricht und hatte später als Nebenerwerb einen Lichter- und Seifenverkauf. Er verstarb am 11. Oktober 1909 in Würburg.J130
20.10.1884 – Stellengesuch
Die Religions-Lehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle in der Gemeinde Obereuerheim bei Schweinfurt mit einer Besoldung von 400 M. und 100 M. Nebenverdienst und Wohnung ist erledigt. Bewerber wollen ihr Gesuch alsbald an die hiesige Cultusverwaltung gelangen lassen.
Für den Cultuspfleger
5145 David KaufmannJ4105.05.1887 – Stellengesuch
Die unterzeichnete Cultusgemeinde sucht einen Religionslehrer, Vorsänger und Schächter. Gehalt mit Nebenverdiensten 600 Mk. und freie Wohnung. Bewerber wollen ihre Offerten an unterzeichneten Vorstand richten.
Maier Kaufmann,
2432) Obereuerheim bei Schweinfurt.J42
H. Sichel (1887 – 1889)
Über Religionslehrer H. Sichel ist leider nur sehr wenig bekannt. Er wurde in den Jahren 1887 bis 1889 im „Statistisches Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes“ für die jüdische Gemeinde Obereuerheim als Lehrer, Cantor und Schochet aufgeführt.J119 bis J121
28.10.1891, 02.11.1891 und 09.11.1891 – Stellengesuch
In insgesamt drei Ausgaben suchte die jüdische Gemeinde im Jahr 1891 einen Religionslehrer, Vorsänger und Schächter.
Die unterzeichnete Cultusgemeinde sucht ein. Religionslehrer, Vorsänger und Schächter. Gehalt mit Nebenverdienst 600 M. und freie Wohnung. Bewerber wollen ihre Offerten an unterzeichneten Vorstand richten.
6419) Maier Kaufmann,
Obereuerheim bei Schweinfurt.J43, J47 und J48
Moritz Hammelburger (1893 – 1909?)
Moritz Hammelburger stammte wahrscheinlich aus Niederwerrn. Er machte 1882 an der israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg sein Lehrerexamen. Er übernahm in den Jahren 1893 wahrscheinlich bis zur Auflösung der jüdischen Gemeinde den Religionsunterricht der Obereuerheimer jüdischen Kinder. Möglicherweise fand der Unterricht jedoch in Haßfurt statt. Im Jahr 1893 waren es noch 6 Kinder aus Obereuerheim. Für das Jahr 1903 sind nur noch 2 Kinder überliefert.J56 – J58, J60 – J62, J66 – J68 Moritz Hammelburger war in erster Ehe mit Hanna, geborene Schloß aus Maroldsweisach verheiratet. Mit ihr hatte er insgesamt 4 Kinder. Nachdem diese 1900 starb, nahm er Sara, geborene Rosenthal(er) aus Hürben zur Frau.J87 Am 21. September 1927 verstarb nach langem, schwerem Leiden Moritz Hammelburger in Würzburg und wurde in Haßfurt, wo er viele Jahre in vorbildlicher Weise wirkte, betrauert von seiner Familie, seiner Gemeinde und seinen Schülern, zu Grabe getragen.J92
Haßfurt. Unter einer beispiellosen Beteiligung seitens aller Kreise der Bevölkerung unseres Städtchens wurden heute die sterblichen Ueberreste unseres teueren, unvergeßlichen Lehrers Moritz Hammelburger s. A., der nach einem schweren ärztlichen Eingriff im Vorjahre und nach monatelangem, schweren Krankenlager in Würzburg zum Schmerze seiner Familie, seiner Gemeinde, seiner Freunde verstorben ist, zu Grabe getragen.
Der Beerdigung in Kleinsteinach ging eine Trauerfeier in der Synagoge in Haßfurt voraus, die einen erhebenden Verlauf nahm.
Der Gesangverein Haßfurt, mit trauerumflorter Fahne, war vollzählig in der Synagoge erschienen und widmete dem verblichenen Mitgliede als Einleitung der Trauerfeier und dann noch beim Abschied auf dem Wege zum Grabe erhebenden Gesang. Herr Oberkantor Eschwege aus Würzburg sang einen durch eine besondere Einlage mit dem Astrostichon des Verblichenen erweiterten El mole rachamim in zu Herzen gehender Trauerweise. Es folgte die Trauerrede des Distriktsrabbiners Dr. Stein, der in Anlehnung an den Vers aus Psalm 101: „Meine Augen sind auf die Treuen auf Erden gerichtet, daß sie bei mir wohnen mögen; wer in Unschuld wandelt, darf mich bedienen“, ein Bild des Wesens und Charakters dieses vortrefflichen Lehrers und Beamten, dieses herrlichen Menschen und Jahudi entwarf, der aus den Quellen unserer heiligen Lehre trinkend und andere daraus tränkend zu einem Verbreiter der Thora wurde, wie selten einer, der in strenger Pflichterfüllung auf allen Sparten seiner Wirksamkeit dem Ideale zustrebte. Ausdrücklich lehnte es der Redner ab, ein Lebensbild zu entwerfen, weil dasselbe mit der Aufrollung der Geschichte der Kultusgemeinde Haßfurt während 41 Jahren identisch gewesen wäre und dazu der Rahmen der Betrachtung und der gegebenen Zeit nicht ausreichte. Wohl aber wies er darauf hin, daß Hammelburger nicht nur in Haßfurt als Religionslehrer, Schochet und Vorbeter wirkte, sondern auch in Zeil, Ebelsbach, Wonfurth, Obereuerheim, während des Krieges auch in Schonungen, daß er lange Jahre an den Mittelschulen in Haßfurt den Religionsunterricht und den Schreibunterricht erteilte, als Leiter von Handelskursen und kaufmännischer Wissenschaft auch der weiteren Öffentlichkeit diente. Herr Siegfried Lonnerstädter, als zweiter Kultusvorstand, brachte die Gefühle des Dankes und der Verehrung und das Gelöbnis dauernden Gedenkens der Gemeinde zum Ausdruck. Mit warmen Worten dankte der Rektor der Realschule für die der früheren Lateinschule und jetzigen Realschule geleisteten Dienste. Die Gefühle des Israelitischen Bayerischen Lehrervereins brachte Herr Lehrer Hellmann (Würzburg) zum Ausdruck. Der Vorstand des Gesangvereins gelobte im Namen seiner Sangesbrüder dem Verblichenen ein ehrendes Andenken.
Am Grabe in Kleinsteinach verbreitete sich der Distriktsrabbiner noch in warmen Worten über das herrliche Familienleben und legte dar, wie seiner Tränensaat in der Familie, in der Schule, in der Gemeinde eine herrliche, freudige Ernte entsprossen ist. Mit tiefer Wehmut nahmen wir von dem frischen Grabhügel Abschied, der die irdische Hülle eines seltenen Mannes birgt, der für die Ewigkeit gearbeitet hat, bei dem Gottesfurcht und Thoratreue in idealer Verbindung für die Gesamtheit glückliche Erfolge erzielt hat.J92